Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme hat wohl jeder schon mal gehabt. Aber warum scheinen diese immer präsenter zu werden?

Fakt ist: Wir essen häufiger in stressigen Situationen – schnell unterwegs im Zug, im Auto oder am Arbeitsplatz. Wir nehmen uns einerseits nicht genug Zeit fürs Essen und wenn wir uns dann doch mal Zeit nehmen, sind wir so gestresst, dass wir unser Essen nicht in Ruhe geniessen können. Wir kauen nicht lange genug und verschlucken Luft vom hastigen Essen. Wir essen über unsere Sättigung hinaus und fühlen uns träge oder haben nach dem Essen immer noch Hunger und wenig Energie, weil unsere Mahlzeit nicht nährstoffreich war.

Doch nicht nur die Art und Weise, wie wir essen und was wir essen hat Auswirkungen auf unseren Darm und die Verdauung. Auch die Emotionen und Gedanken, welche wir fühlen und denken, werden direkt an unseren Darm weitergegeben. Man spricht hier auch von der Darm-Hirn-Achse oder dem sogenannten Vagusnerv, welcher die Informationen von Gehirn zu Darm leitet und umgekehrt.

Der Darm als zweites Gehirn

Das Gehirn und der Darm kommunizieren fortlaufend miteinander. Nicht umsonst spricht man auch vom zweiten Gehirn, dem Bauchhirn oder umgangssprachlich auch vom Bauchgefühl. Der Darm ist ein Geflecht aus Nerven und prägt Entscheidungen mehr, als den meisten von uns bewusst ist, mit. Die Kommunikation über den Vagusnerv erfolgt in Form von elektrischen Signalen. 80% gehen davon vom Darm zum Gehirn und 20% vom Gehirn zu Darm.

Jeder Gedanke im Gehirn hat deshalb auch Auswirkungen auf den Darm und umgekehrt. Wenn du also etwas falsches oder zu viel gegessen hast, geht diese Information an das Gehirn, dort wird diese wiederum bewertet und löst beispielsweise Stress oder ein Gefühl der Unruhe aus. Diese Information geht dann wieder zurück zum Darm. Ein fortlaufender Kreislauf wird in Gang gesetzt.

Auch negative Emotionen wie Sorge, Trauer und Anspannung schütten vermehrt Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin aus. Erreichen diese Informationen den Darm, erzeugen sie eine Reaktion. Dies kann beispielsweise eine verlangsamte Darmbewegung sein oder ein Zusammenziehen der Darmmuskeln. Diese Information geht über den Vagusnerv ans Gehirn, dadurch wird das daraus resultierende Unwohlsein oder die Bauchschmerzen wahrgenommen. Das kann wiederum dazu führen, dass sich die Muskeln im Darm weiter verkrampfen. Steht der Darm permanent unter Stress, sind deshalb nicht selten Bauchkrämpfe die Folge. Diese Informationen gelangen immer wieder zurück ans Gehirn, was schlussfolgernd natürlich unausweichlich auch Auswirkungen auf die Psyche und mentale Gesundheit hat.

Natürlich können auch eine ungesunde Ernährung, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Krankheit die Ursache für Darmprobleme sein. Doch wenn sich dies ausschliessen lässt, empfiehlt es sich genauer hinzusehen.

Ein ganzheitlicher Ansatz schafft Abhilfe

Sich sowohl mit der Ursache als auch mit der Behandlung der Symptome zu beschäftigen, macht (wie in so vielen Belangen) am meisten Sinn. Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation, Atemübungen oder auch leichte sportliche Betätigung können helfen, die Beschwerden zu lindern und das eigene Stresslevel zu reduzieren. Nur wenn sich der Körper und das Nervensystem in einem entspannten Zustand befinden, beschäftigt sich der Darm überhaupt mit der Verdauung.

Was aber ebenfalls nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Ursache zu erkunden, welche die Beschwerden oder das Unwohlsein auslösen. Damit einhergehend ist es allenfalls notwendig, Veränderungen ins Leben einzuladen. Dies kann bedeuten, sich von gewissen Menschen zurückzuziehen oder das Arbeitsumfeld zu wechseln. Grundsätzlich sollte man sich fragen: Was belastet mich? Was möchte ich verändern? Was macht mich traurig, wütend oder verlangt zu viel von mir ab? Wo und wann gehe ich über meine Grenzen hinaus?

Jeder, der mit körperlichen Beschwerden oder psychischen Problemen zu kämpfen hat, sollte die eigenen Bedürfnisse mal ganz in den Mittelpunkt seines Lebens rücken und dem eigenen Wohlbefinden erste Priorität einräumen. Denn nur wer sich liebevoll um sich selbst kümmert, hat genug Ressourcen um auch für andere Menschen da zu sein und seine eigenen Träume in die Wirklichkeit umzusetzen.